Interview mit Dr. Sonja Sattler: Die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Ästhetischen Medizin

#Dr. Sonja Sattler

Dr. med. Sonja Sattler ist spezialisiert auf Haut: Laser- und Energiequellen (Energy Based Devices), Faltenbehandlungen, Gesichtsverjüngung – unter anderem mit Botox®-Fillern – sowie auf allgemeine Dermatologie und Hautchirurgie. Sie ist zudem Expertin für Körperformung sowie Cellulite und Erstberaterin von Patienten für Fettabsaugungen

In der dynamischen Welt der ästhetischen Medizin werden fortlaufend technologische Innovationen entwickelt, um die Qualität der Behandlungen und die Zufriedenheit der Patienten zu verbessern. Eine dieser Technologien ist die Künstliche Intelligenz (KI), die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat. Dr. Sonja Sattler, Gründerin der renommierten Rosenpark Klinik in Darmstadt und der Bellari Kliniken in Hamburg und Frankfurt, ist eine der führenden Expertinnen auf diesem Gebiet. Wir hatten die Gelegenheit, mit ihr über die Herausforderungen und Chancen der KI in der ästhetischen Medizin zu sprechen.

Frau Dr. Sattler, wie bewerten Sie die aktuelle Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Ästhetischen Medizin?

Dr. Sattler: KI entwickelt sich schnell und gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch in der Ästhetischen Medizin. Sie ermöglicht es uns, objektive, reproduzierbare Bewertungen durchzuführen, die unsere klinische Erfahrung ergänzen. Da Ästhetik oft subjektiv ist, hilft KI, sowohl die Sicht des Arztes als auch des Patienten durch neutrale Daten zusammenzuführen.

Welche Vorteile bringt KI konkret für Ärzte und Patienten?

Dr. Sattler: Für uns Ärzte bietet KI wertvolle Unterstützung, besonders bei der Gesichtsanalyse und Behandlungsplanung. Die objektive Dokumentation von Fortschritten und Ergebnissen spart Zeit und hilft, Patientendaten effizient zu verwalten. Zudem betrachtet die KI das Gesicht ganzheitlich, was essenziell ist, um natürliche und harmonische Ergebnisse zu erzielen. Für Patienten schafft sie mehr Transparenz und Vertrauen in die Behandlung.

Wie funktioniert das KI-System Caarisma, das Sie in Ihrer Praxis testen?

Dr. Sattler: Caarisma analysiert über 1000 Gesichtsvariablen und bietet uns eine objektive Bewertung von Attraktivität, Jugendlichkeit und Hautqualität mit den respektive neuen Indizes FAI, FYI und SQI. Dies ermöglicht uns, realistische Behandlungsergebnisse mit Patienten zu besprechen. Die objektiven Daten helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen. Zudem zeigt Caarisma, welche Gesichtsbereiche besonders vom Alterungsprozess betroffen sind und welche Behandlungen den größten Nutzen bringen.

Wo liegen die Herausforderungen bei der Implementierung von KI in der Praxis?

Dr. Sattler: Die größte Herausforderung besteht darin, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen. Viele Patienten befürchten, dass KI die menschliche Expertise ersetzen könnte. Es ist daher wichtig, klarzustellen, dass KI uns als Ärzte unterstützt, aber nicht ersetzt. Sie liefert objektive Daten, die uns helfen, präziser zu arbeiten, aber die endgültige Entscheidung bleibt immer beim Arzt.

Wie beeinflusst KI die Arzt-Patienten-Beziehung?

Dr. Sattler: KI kann die Arzt-Patienten-Beziehung stärken, indem sie dazu beiträgt, Erwartungen realistischer zu managen. Die objektiven Daten helfen den Patienten, die Behandlungsergebnisse besser zu verstehen, was oft zu mehr Vertrauen führt. Diese Transparenz fördert offene Gespräche und minimiert Missverständnisse.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Potenziale von KI in der Ästhetischen Medizin?

Dr. Sattler: Das Potenzial liegt in der Standardisierung von Diagnosen und Ergebnissen. In der Ästhetischen Medizin fehlen oft objektive Bewertungsmaßstäbe. KI-Lösungen wie Caarisma bieten uns jetzt die Möglichkeit, Gesichtsmerkmale wie Proportionen, Symmetrie und Hautstruktur präzise zu messen. Dies verbessert nicht nur die Behandlungsplanung, sondern auch die Dokumentation von Ergebnissen, was langfristig zu höherer Patientenzufriedenheit führt.

Wie nehmen Patienten und Ärzte die Einführung von KI auf?

Dr. Sattler: Interessanterweise sind Patienten oft offener für KI als Ärzte. Sie schätzen die zusätzliche Sicherheit, die eine objektive Bewertung bietet. Ärzte sind noch etwas zurückhaltender, da sie befürchten, dass KI ihre Rolle verändern könnte. Doch in Wahrheit unterstützt uns die KI, indem sie objektive Daten liefert und uns ermöglicht, effizienter und präziser zu arbeiten.

Wie hat die Pandemie die Akzeptanz digitaler Lösungen und KI verändert?

Dr. Sattler: Die Pandemie hat die Akzeptanz digitaler Lösungen deutlich beschleunigt. Patienten setzen sich stärker mit ihrem Erscheinungsbild auseinander, und die Nachfrage nach ästhetischen Behandlungen ist gestiegen. Digitale Tools wie Caarisma werden schneller akzeptiert, da Patienten erkennen, wie digitale Hilfsmittel den Alltag vereinfachen können.

Welche Ratschläge würden Sie Kollegen geben, die den Einsatz von KI erwägen?

Dr. Sattler: Sehen Sie KI als Chance. Sie ersetzt nicht die ärztliche Expertise, sondern ergänzt sie durch objektive, neutrale Daten. Es ist wichtig, sich mit der Technologie vertraut zu machen und den Nutzen zu verstehen. Der persönliche Kontakt zum Patienten bleibt weiterhin zentral, aber KI kann uns helfen, präziser zu arbeiten und effizienter zu beraten.

Wie sehen Sie die Zukunft der Ästhetischen Medizin im Hinblick auf KI?

Dr. Sattler: Die Ästhetische Medizin wird zunehmend durch digitale Lösungen geprägt. KI-Systeme wie Caarisma ermöglichen es uns, präzisere und patientenorientierte Behandlungen durchzuführen. Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren viele spannende Innovationen sehen werden. KI hat das Potenzial, unsere Arbeitsweise nachhaltig zu verbessern.

Können Sie ein Beispiel aus Ihrer Praxis nennen, bei dem die KI erfolgreich eingesetzt wurde?

Dr. Sattler: Wir nutzen eine KI-App, die über 200 Gesichtsvariablen analysiert und objektive Bewertungen erstellt. Diese detaillierten Analysen helfen uns, individuelle Behandlungspläne zu erstellen und die Patienten besser zu informieren. Die Transparenz, die durch die KI geschaffen wird, stärkt das Vertrauen der Patienten. Gleichzeitig ermöglicht sie uns eine effizientere Aufnahme und Planung.

Abschließend: Was sollten Ärzte über den Einsatz von KI in ihren Praxen wissen?

Dr. Sattler: Offenheit gegenüber neuen Technologien ist entscheidend. KI bietet enorme Chancen, die Arbeitsqualität und Patientenzufriedenheit zu steigern. Der Austausch mit Kollegen, die bereits Erfahrungen gesammelt haben, kann ebenfalls hilfreich sein, um Best Practices zu entwickeln und den Nutzen für die eigene Praxis zu maximieren.

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Sattler.

Dr. Sattler: Sehr gerne!


Mehr zu diesem Thema finden Sie in meinem Fachartikel "Herausforderungen und Potenziale für Arzt und Patient: KI in der Dermatologie", erschienen in Medical by Beauty Forum, Ausgabe 6/2022.

https://www.beauty-forum.com/medical/artikel/ki-in-der-dermatologie-45850

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